Natur in den Garten

Projekt "Natur in den Garten"

Projektbeschreibung

Die Auswirkungen des Klimawandels haben wir alle schon deutlich gespürt. Im Gegensatz dazu findet das Aussterben der heimischen Tier- und Pflanzenwelt weitestgehend geräusch-los statt. Die Auswirkungen für die Natur und die Bevölkerung sind jedoch nicht weniger dramatisch.

In Deutschland schwindet der Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Folge: Ein rasanter Rückgang der Arten. Die Zahl der einheimischen Wildvögel sank seit 1800 bis heute um 80 Prozent! Und die 20 Prozent, die übrig geblieben sind, sind keinesfalls stabil, sondern nehmen weiter ab. Bei den Insekten geht es viel schneller. In nur einer Generation hat der Insektenbestand in Deutschland um 80 Prozent abgenommen. Das ist alarmierend, da Insekten eine Schlüsselfunktion in der Nahrungskette einnehmen. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Amphibien und Fledermäuse. Der neue Trend, Gärten in scheinbar pflegeleichte Schotterwüsten zu verwandeln, treibt die Situation voran.

 

Was können wir tun?

In Deutschland gibt es ungefähr 20 Millionen Privatgärten. Ihre Fläche ist größer als die Fläche aller Naturschutzgebiete in Deutschland. Die privaten und öffentlichen Freiräume (Gärten) haben ein enormes Potential, die gefährdeten heimischen Pflanzen und Tiere zu unterstützen.

Um dieses Potential zu nutzen, hat unser Landesverband, der Verband Wohneigentum Niedersachsen e.V., das Projekt „Natur in den Garten“ ins Leben gerufen. Organisator des Projekts ist Landesgartenfachberater Dipl.-Ing. Hans Heitzer, dem als Vorbild ein erfolgreiches Projekt am Bodensee, das Biotope mit anfänglich sehr kleinen Populationen zu einem großen Netzwerk verknüpft, diente. So entstanden dort weit verzweigte und qualitativ hochwertige Lebensräume.

Dip.-Ing. Hans Heitzer möchte möglichst viele Gartenbesitzer und Interessierte für das wichtige öffentliche Thema Artenschutz gewinnen, die durch Maßnahmen zur Förderung der Insektenvielfalt, durch Pflanzung von heimischen und insektenfreundlichen Pflanzen, durch Schaffung von Nisthilfen, Bruthilfen und Lebensräumen für Insekten, Vögel und Fledermäusen, einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch die Bingo-Stiftung.

 

Wie wird das Projekt durchgeführt?

Das Projekt „Natur in den Garten“ basiert auf dem Modell eines „Siedlungsbiotopnetzes“. Im Idealfall formieren sich mehrere Grundstücksbesitzer einer Siedlung zu einer Gartengruppe, die gemeinsam geeignete Maßnahmen abstimmen und durchführen. So kann man auch als Gartenbesitzer etwas für die Artenvielfalt tun. Je dichter das Netz neuer Lebensräume geknüpft wird, desto größer die Chance, dem Artensterben zu begegnen.

In Niedersachsen haben sich mehrere Gartengruppen gebildet, eine davon in Stederdorf. Diese Gruppe besteht aus 10 Hausgärten unserer Mitglieder und wurde vom Gartenfachberater unserer Siedlergemeinschaft, Ulrich Palfner, zusammengestellt. Er steht den Grundstückseigentümern bei der Kampagne beratend zur Seite. Eine vom Verband Wohneigentum entworfene „Natur in den Garten“ Gartentorplakette weist zukünftige Besucher auf das Projekt hin.

 

Bestandserfassung, -analyse und Maßnahmenplanung

Im ersten Schritt unterzeichneten die teilnehmenden Gartenbesitzer eine Selbstverpflichtung zum ökologischen Gärtnern und es wurden die Lage, die Größe, der Boden, klimatischen Bedingungen und die Bepflanzung der beteiligten Gärten in einem vom Landesverband entwickelten Fragebogen erfasst. Anhand dieser Daten und den Wünschen der Gartenbesitzer analysiert Herr Heitzer die Potentiale und schlug dann geeignete Maßnahmen vor, die dann von den Gartenbesitzern umgesetzt werden sollten.

 

Maßnahmenübersicht

1.       Pflanzung von heimischen Vogelnährgehölzen, die während Ihrer Blüte Nahrung für Insekten bieten.

2.       Umwandlung ökologisch minderwert. Gartenbereiche in Insektenfreundliche Staudenbeete.

3.       Umgestaltung von Rasenflächen zu Blumenwiesen.

4.       Anlage eines Totholzhaufen oder Trockenmauer für Igel und Reptilien.

5.       Platzierung von mehreren Vogelnisthilfen an verschiedenen Stellen im Garten.

6.       Platzierung von Insektennisthilfen für Wildbienen.

7.       Ansiedlung von Fledermauskolonien durch mehrere Fledermausröhren.

 

Umsetzung der Maßnahmen

Jeder teilnehmende Gartenbesitzer erklärte sich dazu bereit mindestens 3 und bis zu 5 unterschiedliche Maßnahmen zur Insekten- und Artenvielfalt in seinem Garten umzusetzen.

Nachdem bereits einige Maßnahmen, wie die Platzierung von Insekten- und Vogelnisthilfen, im Frühjahr 2020 umgesetzt wurden, geriet das Projekt dann aufgrund der Corona-Pandemie und der Sommerzeit ins Stocken. Da bekanntlich der Herbst die beste Pflanzzeit ist, wurde das Projekt im Oktober 2020 mit der Pflanzung von Vogelnährgehölzen und insektenfreundlichen Stauden fortgeführt.

Am Mittwoch, 28.10.2020, setzte das Ehepaar Ulla und Henning Plünnecke mit dem ersten Spatenstich die Pflanzmaßnahme im Beisein von Landesgartenfachberater Dipl.-Ing. Hans Heitzer, Gartenfachberater Ulrich Palfner und dem Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft Stederdorf, Erwin Hillebrand, in die Realität um.

Hans Heitzer hatte eine Auswahl von heimischen Gehölzen, wie Bluthartriegel, Gemeiner Schneeball, Schlehdorn und Gemeine Heckenrose, sowie einige Beinwell-Stauden mitgebracht, die er entsprechend seiner Planungsskizze, dabei immer die Standortbedingungen und das Wachstum der Pflanzen im Auge behaltend, auf dem Grundstück platzierte.

Mit der Pflanzaktion hat Familie Plünnecke nun eine weitere Maßnahme zur Förderung der Insekten- und Artenvielfalt in ihrem Garten umgesetzt. Zudem wird auch eine vorhandene Wildblumenwiese Insekten und Vögel anlocken.